Ratskeller

Ratskeller

Der Unterbau des ehemaligen „Amts- und Rathauses“ besteht aus rotem Sandstein. Ein Stein rechts neben dem Eingang trägt die Jahreszahl 1535 sowie ein Steinmetzzeichen. Darauf wurde im Jahre 1577 ein früher rot verputztes Fachwerk-Stockwerk aufgebaut, das dem Gebäude auch den Namen „das rote Häuslein“ eintrug.
Das Gebäude weist darauf hin, dass Niederurff im Mittelalter ein Marktflecken mit eigenen Braurechten gewesen ist. Das Rathaus war also gleichzeitig Brauhaus und wird seit Generationen als Gastwirtschaft genutzt.
Früher waren an dem Hause noch Schandpfahl und Halseisen zu sehen, als Zeichen der richterlichen Gewalt, die einst von diesem Hause ausging.
Rechts neben der Eingangstür ist ein Relief zu erkennen, das Adam und Eva unter dem Baume der Erkenntnis und einen Weinstock zeigt. Daneben ist das Waldeckische Wappen abgebildet.
Heute sieht man unterhalb des Reliefs am Boden noch kräftige Ringe, an denen Tiere angebunden werden konnten. Der Wirt musste noch bis vor einigen Jahrzehnten einen Zuchtbullen für die Landwirte des Dorfes halten.

Da in den dreißiger Jahren ein geräumiger Saal auch für andere Feiern dringend benötigt wurde, musste 1936 ein 1730 errichtetes altes Brau- und Spritzenhaus weichen und die Urff wurde überbaut.
Diesem daraufhin entstandenen Saalbau hatte es das kleine direkt angrenzende jüdische Gebetshaus zu verdanken, dass es in den Tagen vom 9. bis 11. November 1938 nicht angezündet wurde. Die Synagoge war in dieser Zeit jedoch keineswegs vor Zerstörung geschützt, denn wie überall im Deutschen Reich wurde auch dieses jüdische Gotteshaus in der Reichspogromnacht geschändet. In den sechziger Jahren wurde das Gebäude abgerissen. Die Umrisse des Synagogendaches kann man noch schemenhaft an der hinteren Wand des Saales erkennen.

An der Fritzlarer Straße standen früher die Bauernhöfe von Heinrich Wickert und Justus Otto. Diese Bauernhöfe wurden im Rahmen der Flurbereinigung und der damit verbundenen Dorfsanierung, die von 1964 bis 1976 dauerte, ausgesiedelt. Die alten Wohn- und Wirtschafsgebäude wurden abgerissen und dort entstand eine Grünfläche und der Parkplatz der heute zum Ratskeller gehört.

Wirte im Ratskeller (soweit bekannt):
1531 – Schenke – Johann von Urff
1895 – Heinrich Möller
1899 – Wilhelm Metz
1910 – Heinrich Schmidt
1927 – Wilhelm Röse
1957 – Gerda Ziegler
1966 – Peter Meißner
1978 – Familie Alic
1985 – Familie Putziak
1988 – Albert Winter
1990 – Jürgen Kurz
ab 2012 – Hans Georg Hünermann