Zukunft für die Heilbäder und Kurorte in Hessen


Bad Soden-Salmünster. Mit einem Appell richten sich die
30 Heilbäder und Kurorte in Hessen an die hessische Landesregierung. Die Krise trifft die prädikatisierten Orte hart, vielleicht härter als viele andere Kommunen. Gleichwohl sind die Heilbäder und Kurorte mit ihren Angeboten für Prävention und Rehabilitation unverzichtbarer und systemrelevanter Teil der Gesundheitswirtschaft.

 

„Die Existenz der 30 Heilbäder und Kurorte in Hessen muss sichergestellt werden“. Mit Blick auf die überaus angespannte Haushaltssituation der Kommunen macht der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes, Michael Köhler, deutlich, dass die Pandemie für die prädikatisierten Orte zu einer Frage des Überlebens geworden ist. „Wir brauchen deshalb dringend Hilfsprogramme, um die Auswirkungen der Pandemie abzumildern. Gleichzeitig müssen die Gesundheitszentren die Chance haben, sich mit der Situation weiterzuentwickeln und Programme zur Vorsorge und Behandlung von neuartigen Erkrankungen zu erstellen.

 

Zu den Forderungen der Heilbäder und Kurorte gehören deshalb der volle Ausgleich in Höhe der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Mindereinnahmen im Bereich der Kurabgabe oder Tourismusabgabe ebenso wie eine Anpassung der „Zuweisungen zu den Belastungen der Heilkurorte“, des so genannten Bäderpfennigs. Dieser Ausgleich ist von hoher Bedeutung, weil die vielfach monostrukturierten Kurorte meist auf eine gewerbliche Ausrichtung verzichten müssen und darüber hinaus Kliniken kaum Grund- oder Gewerbesteuer zahlen.“

 

„Wir wollen auch weiterhin einen hohen Beitrag zur Gesundheit - gerade in diesen schwierigen Zeiten - leisten“, mahnt Köhler die Dringlichkeit für die Heilbäder und Kurorte in Hessen aktiv zu werden an. „Das können wir aber nur, wenn gesichert ist, dass die Infrastruktur auch weiterbetrieben werden kann. Kur und Tourismus müssen daher auf der kommunalen Ebene für die prädikatisierten Orte als Pflichtaufgabe etabliert werden.“

 

Diese Forderung mag zwar „klein“ erscheinen, sie könnte aber eine katastrophale Situation verhindern. Denn würden beispielsweise Thermen dauerhaft schließen oder Heilquellen „vom Netz genommen“ werden, müssten die Heilbäder und Kurorte ihr Prädikat abgeben.

 

 

Damit stünde eine tiefgreifende Veränderung der kurspezifischen und touristischen Landschaft in Hessen bevor, die besonders den ländlichen Raum trifft. Hier sind 20 der 30 hessischen Heilbäder verortet und sorgen mit ihren Angeboten unter anderem für eine hochwertige medizinische Versorgung. Die positiven wirtschaftlichen Effekte daraus sind branchenübergreifend zu spüren.

 

90 Prozent der stationären Vorsorge- und Rehabilitationskliniken liegen in den Heilbädern und Kurorte, die in einem enormen Maße von den kurspezifischen Einrichtungen profitieren. Ein Wegzug der Kliniken bedeutet den Verlust von Arbeitsplätzen. 40.000 stellt dieser Teil der Gesundheitswirtschaft aktuell zur Verfügung und hilft wiederum gerade in den ländlichen Regionen einem Fachkräftemangel vorzubeugen. 

 

Die Situation spitzt sich für die Heilbäder und Kurorte in der Zwischenzeit zu. Denn allein aus dem Bereich der Thermen und Bäder werden nach den ersten Hochrechnungen bis Ende des Jahres den prädikatisierten Orten über 13 Millionen Euro fehlen. Dazu fallen in diesem Jahr mindestens weitere 4 Millionen Euro aus der Kurtaxe weg. Diese Einnahmen tragen jedoch in einem erheblichen Maß dazu bei, die kurspezifischen Einrichtungen wie Kurparke, Wanderwege oder auch den Heilquellenausschank zu finanzieren. Einen weiteren schweren Einbruch verzeichnen die Heilbäder und Kurorte im Bereich ihres Geschäftsbereiches „Tagungs- und Veranstaltungswirtschaft“. Über das Jahr hinweg brechen auch hier 10 Millionen Euro Einnahmen weg.

 

Die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes Almut Boller ist davon überzeugt, dass die prädikatisierten Orte Garanten für eine gesunde Zukunft sind. „Nie zuvor waren die Heilbäder und Kurorte in Hessen so wertvoll wie heute. Nie zuvor wurde so deutlich, wie wichtig die natürlichen Heilmittel und die kurspezifischen Einrichtungen sind … gerade für die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb müssen wir alles dafür tun, um die Heilbäder und Kurorte in Hessen erfolgreich in die Zukunft zu führen.“

 

Über die Heilbäder und Kurorte in Hessen

Der Hessische Heilbäderverband e.V. ist die Interessenvertretung der 30 Heilbäder und Kurorte in Hessen. Diese Kompetenz-Zentren für Vorsorge, Rehabilitation und medizinische Versorgung bieten vielfältige gesundheitstouristische Angebote. „Heilbad“ und „Kurort“ sind Prädikate, die eine hohe Qualität sowie eine wissenschaftlich fundierte medizinische Kompetenz in Verbindung mit Natürlichen Heilmitteln sicherstellen. Nachhaltigkeit und der Schutz beziehungsweise die Pflege der Umwelt sowie der Natürlichen Heilmittel sind daher eine wichtige Säule der Arbeit der Heilbäder und Kurorte. Als regionale Versorgungszentren mit ausgezeichneter Infrastruktur sichern sie die Grundversorgung an Gesundheitsangeboten in Hessen, die den Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger positiv beeinflussen. Weitere Informationen sind unter www.hessische-heilbaeder.de erhältlich.