Kelten Welten -Ringwallanlage

Keltische Höhensiedlung ist Zeuge der Geschichte

Das bedeutendste vorgeschichtliche Bodendenkmal der Region zwischen Bad Zwesten, Borken und Neuental ist die "Altenburg". Sie ist mit ihren 433 m ü. N.N. die zentrale Erhebung im Gebiet um Bad Zwesten, Borken und Neuental.

Anhand der gefundenen Keramikscherben lässt sich eine kontinuierliche Besiedlung von 3.000 v. Chr. bis ins Mittelalter nachweisen. Die Blütezeit wird anhand der Fundstücke in der Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.) datiert.

Die Altenburg spiegelt mit ihren noch gut erhaltenen Ringwallanlagen eindrucksvoll die etwa 5.000-jährige kulturgeschichtliche Entwicklung dieses Raumes wieder. Noch heute weist die Anlage stolze 5 bis 7 Metern Höhe auf.

Auch der Archäologische Rundweg mit seinen 13 Stationen ist von Bad Zwesten aus ab dem Campingplatz zu erreichen. Der Weg führt die Besucher von der jüngeren Geschichte mit einer mittelalterlichen Wüstung hin zu einer eisenzeitlichen Befestigungsanlage mit Annex im Quellbereich. Man erkennt dort Reste ehemaliger Wasserstellen und das keltische Zangentor sowie die mächtig wirkende dreifache Wallanlage in der Nähe des 433 m ü. N.N. hohen Gipfel der Altenburg. Dort steht ein Aussichtsturm von dem man einen herrlichen Rundblick über die niederhessische Senke, den Loewensteiner Grund und bis weit in die Nationalpark-Region Kellerwald-Edersee hat.

An den 13 Stationen wird auf Informationstafeln anschaulich über Geschichte, Kultur und Natur auf der Altenburg informiert. So lassen sich die in der Landschaft vorkommenden Hinweise und Strukturen der Keltenzeit und der späteren Epochen anschaulich wahrnehmen.

GESCHICHTE: Vor 2.500 Jahren auf der Altenburg (Autor: Rainer Sander)

 

Zu allen Zeiten menschlicher Kultur gab es Siedlungen
In der Bronzezeit  begannen die Menschen auf die Berge zu ziehen. Viele Höhensiedlungen entstanden um 2.000 v. Chr. Auch in der Eisenzeit, zu der die keltische Hallstadt-Epoche, 800 bis 400 v. Chr. zählt, waren Höhensiedlungen die sicherste Siedlungsart. Die Niederungen waren sumpfig und undurchdringlich. Auch in der Schwalmpforte, die die Altenburg beschützt haben muss. Die Höhen haben einst verbunden, die Täler haben getrennt. Heute ist es umgekehrt. Und in der Blütezeit keltischer Kultur - der „reichen" La Tène-Zeit (5. - 1. Jahrhundert v. Chr.) - waren die Höhensiedlungen und Fürstensitze auf den Bergen nicht nur Schutzburgen, sondern Lebensräume. Erst mit der Nutzung der Wasserkraft in den Mühlen, so richtig ab dem 12 Jahrhundert n. Chr., wurden die fruchtbaren Ebenen auch bevorzugte Siedlungsgebiete.

Wie an der Perlenschnur aufgereiht findet man alte Ringwallanlagen an Schwalm und Eder auf einer Nord-Südachse. Sie reicht von der Landsburg bei Schwalmstadt über den Büraberg bei Fritzlar bis zum Burgberg und dem Baunsberg bei Baunatal. Alle entstammen aus unterschiedlichen Epochen.  Eine davon, vielleicht eine der bedeutendsten, war die Altenburg, heute zwischen Bad Zwesten, Neuental und Borken gelegen.

Siedelten die Kelten einst in Nordhessen?
Lange galt es als unwahrscheinlich, ob es die Kelten waren, die Nordhessen vor der römischen Einflussnahme besiedelt hatten. Und noch immer gilt die Präsenz der geheimnisvollen Kultur in unserer Region als umstritten. Die Kelten kannten keine Staatsformen und sie selbst nannten sich auch niemals Kelten. Die Stämme der Gallier kennen wir aber zur Genüge aus den Asterix-Heften.  Galizien ist Spanien-Touristen auch heute ein Begriff.  Selbst der türkische Fußballverein Galatasaray Istanbul geht auf einen keltischen Volksstamm zurück, der zur Zeit der Keltenwanderung in der La-Tène-Zeit nach Kleinasien gelangt war und dort zunächst Angst und Schrecken verbreitete: Die Galater sind aus der Bibel hinlänglich bekannt.

Der Einflussbereich der Kelten war groß. Sie trieben mit den Griechen, Etruskern und Römern intensiv Handel, waren bessere Handwerker als die Römer und verstanden sich auf das Pökeln mit Salz und konnten Fleisch damit konservieren. Sie selbst betrachteten sich nicht als ein geschlossenes Volk. Die gemeinsame Kultur verband sie allerdings alle, von Kleinasien über Osteuropa, Süddeutschland bis Irland und Schottland.

Kelten und Germanen waren Cäsars Alptraum
Wenn sich heute so viele Geheimnisse um die Kelten ranken, die Julius Cäsar lange Zeit das Leben schwer machten, einst sogar Rom niederbrannten, so hat das mehrere Gründe.  Die keltischen „Gelehrten", die Druiden - Mediziner, Richter und Philosophen zugleich –durften ihr Wissen nur mündlich weitergeben.  20 Jahre brauchten sie, um ihre Ausbildung zu absolvieren.  So fehlt es an jeglichen schriftlichen Überlieferungen. Ihre Riten und Gebräuche waren naturverbunden, vor allem aber sehr mystisch, so dass sie den aufgeklärten und nüchternen Römern unheimlich waren. Schon Julius Cäsar beschrieb diese Kultur. Auffällig ist, dass er die besiegten Stämme als Kelten bezeichnete, aber die schier unbesiegbaren Stämme des Nordens als Germanen. Für die Griechen waren sie übrigens alle Kelten.

Viele Historiker und Archäologen übernahmen die Bezeichnungen der römischen Geschichtsschreibung. Heute ist es zumindest erlaubt darüber nachzudenken, ob vielleicht die Chatten auch Kelten waren. Die Chatten waren hier in der Gegend beheimatet. Sie sind neben den Friesen der einzige Stamm, der bei der späteren Völkerwanderung nicht seine Heimat verließ. Die Chatten gelten als die Ur-Hessen. Aus Chattia wurde Hassia und später Hessen.

Waffenfund war schlüssiger Beweis für keltische Kultur auf der Altenburg
Die große Summe der Funde beweist, dass auf der Altenburg Kelten lebten. Beim Bau des Aussichtsturmes auf der Altenburg wurden viele La-Tène-zeitliche Scherben gefunden. Der Hobby-Historiker Lothar Klitsch, heute bekannt als der „Kellerwald-Druide“, hat eine Sammlung alter keltischer Waffen unmittelbar am äußeren Ringwall gefunden.  Diesen sehr gut erhaltenen Fund gab er beim Landesamt für Denkmalpflege ab. In den daraufhin 1984 eingeleiteten Untersuchungen wurden auf einer Fläche von 130m² 77 Waffen und 64 kg Keramikscherben entdeckt. Die Waffen waren zumeist absichtlich verbogen.  Das weist auf eine kultische Niederlegung hin.

Die Altenburg ist umgeben von keltischen Fundorten. Neueste Funde auf dem Dörnberg bei Calden geben Hinweise auf dessen Bedeutung als Hauptort der Kelten in Nordhessen. Bis zu drei Tagesmärschen, also 60 Kilometer, vermutet man den Einflussbereich der „großen" Keltenfürsten. Damit lägen die Altenburg bei Niedenstein, der Heiligenberg bei Felsberg, der Wüstegarten bei Jesberg - als vermutete Kultstätte - und eben das „kleine" Oppidum auf der Altenburg bei Borken in dessen Einflussbereich.
Entlang der heutigen B3 verliefen schon damals wichtige Verkehrswege nach Süden, die kontrolliert und bewachte werden mussten. Scheinbar waren auch Bodenschätze aus Nordhessen wichtig für die Kelten. Keltische Münzen, die in großen Mengen auf dem Dünsberg bei Gießen gefunden wurden, sind nachweislich aus Edergold geprägt. Also muss es im Siedlungsgebiet zwischen der Altenburg in Niedenstein und der Altenburg Bad Zwesten/Borken/Neuental Goldgewinnung und vielleicht sogar eine Münzprägung gegeben haben.

Deutlich sichtbare Ringwälle
Auf drei Ebenen umschließen die gut erhaltenen, bis zu 2 Meter hohen Ringwälle den Berg entlang der Höhenlinien. Es müssen wohl auch Palisaden darauf gestanden haben

Im Südosten sind Reste eines alten Zangentores zu erkennen. Auf der Höhenlinie zwischen 380 und 400 Meter ü. N.N. verläuft ein Wall in einem unregelmäßigen Rechteck. Es handelt sich um den äußeren, fast vollständig erhaltenen Wall. Er umschließt eine Fläche von etwa 8,5 ha. Der innere Wall verläuft auf 420 m Höhe und ist 1,5 ha groß. Von den alten Häusern aus Holz und Lehm ist indes nichts mehr übriggeblieben.  Im Norden findet sich noch ein sogenannter Annexwall. Er umschließt ein Wasserloch. Unterhalb der Wälle befanden sich die Ackerflächen der Altenburg-Bewohner. Sie haben sicherlich dort auch Felle gegerbt und Kleidung hergestellt. Vor über 2.000 Jahren war der Berg ganz sicher unbewaldet und war dann gewiss weithin als mächtige Festung sichtbar gewesen.

Vieles wird der Berg noch offenbaren
Noch viele Geheimnisse der Altenburg warten auf ihre Enthüllung. Der Sturm Kyrill hat am 18./19. Januar 2007 einige Fichten umgeworfen. In nahezu jeder Wurzel ließen sich Tonscherben finden. Warum die Siedlung oder der Fürstensitz verlassen wurden, bleibt vorerst ein Rätsel. Immerhin kehrten die Menschen immer wieder auf den Berg zurück. Die Wüstung Blankenhain unterhalb der Ringwälle ist ein Zeugnis späterer Besiedlung. Allerdings wurde sie im Mittelalter schon wieder aufgegeben. Und ob der Name Römersberg auf die Handelsbeziehungen von Chatten und Römern schließen lässt, lässt sich nur spekulieren. Wie gesagt: Noch vieles ist unerforscht, unentdeckt und regt die Phantasie vieler Laien und Forscher an...

Ein Wochenendspaziergang auf den Berg mit seiner mystischen Vergangenheit lohnt bei jeder Jahreszeit, wie die Winterbilder zeigen. Die Exponate sind im Landesmuseum in Kassel ausgestellt.


Informationen sowie Wegeverlauf zum Keltenweg finden Sie hier!

Ebenfalls ist dieser Themenweg in der Wanderbroschüre "Natur aktiv erleben" zu finden!