Neujahrsansprache


Wir sind jetzt bereits im dritten Corona-Jahr.

Dachten wir Anfang des vergangenen Jahres schon, wir hätten durch den Impfstoff die Pandemie besiegt, so zeigt sich jetzt, wie unsicher der Boden sein kann, auf dem wir gehen. Wie zerbrechlich doch unser Leben ist.

Ich denke da besonders an die Menschen, die in der Pandemie einen Angehörigen verloren haben.

Ich denke an die Menschen, die erkrankt sind und sich bis heute kaum oder gar nicht von den Folgen dieses heimtückischen Virus erholt haben.

Ich denke an die Menschen, die schwere Schläge erlitten haben oder mit der Einsamkeit ringen.

An diejenigen, die um ihren Job bangen, um ihren Betrieb kämpfen.

Sie alle hat diese Krise ganz besonders hart getroffen. Das tut mir ganz besonders in der Seele weh.

Bisher sind wir in Bad Zwesten gut durch die Pandemie gekommen.

Für eine kleine Gemeinde weisen wir mit den gut frequentierten größeren Einrichtungen wie dem CJD in Oberurff und den beiden Kliniken sowie dem Seniorenheim der AWO ein relativ hohes potentielles Risiko für erhöhte Infektionszahlen aus. Durch umsichtiges Handeln und einer sehr guten Prävention ist die Zahl der Infizierten in unserer Gemeinde aber überschaubar geblieben.

Viele Menschen in Bad Zwesten haben sich impfen oder gar boostern lassen. Das ist gelebte Solidarität. Ich möchte mich dafür bei Ihnen herzlich bedanken.

Wir wollen, dass unser Leben wieder unbeschwerter und frei wird. Dazu müssen wir jetzt alle durch ein vernünftiges Verhalten beitragen. Ich bin überzeugt, dass uns das gelingen wird.

Lebendiger Ortskern:

Leider haben wir drei Betriebe verloren, das schmerzt mich.

Manchmal passt es einfach nicht.

Mit dem Hörgeräteakustiker haben wir aber auch einen qualifizierten Betrieb hinzugewonnen.

Zudem ist in die Räume der geschlossenen Bäckereifiliale in der Wildunger Straße wieder eine moderne Verkaufsstelle für Backwaren eingezogen.

In der Gastronomie wird – so schwierig die Lage wegen Corona ist- sich offenbar absehbar auch wieder etwas tun.

Die größte Konkurrenz für unsere örtlichen Einzelhandelsgeschäfte ist der Onlinehandel.

Wir als Gemeinde können nur einen Rahmen setzen. Der Erfolg eines Geschäfts hängt vom Engagement des Inhabers bzw. seiner Beschäftigten und vom Verhalten des Kunden ab.

Tatsächlich haben wir es als Kunden selbst in der Hand, ob wir einen lebendigen Ortskern mit Geschäften bewahren wollen. Ich möchte Sie daher ermuntern, überwiegend vor Ort einzukaufen und die Dienstleistungen hier in Anspruch zu nehmen. Das ist nachhaltig und stärkt den eigenen Ort.

 

Bürgerbus

Vor allem Senioren fehlt es an Mobilität.

Daher haben wir in Zusammenarbeit mit dem Kur-und Verkehrsverein (als Träger) einen Bürgerbus beim Land Hessen beantragt. Dieser wurde zwischenzeitlich ausgeliefert.

Im Frühjahr soll er an drei Tagen in der Woche vor allem Senioren zu Terminen außerhalb von Bad Zwesten, wie z.B. zu einem Facharzt, fahren.

Es gibt bereits einige Fahrer, die lobeswerter Weise ehrenamtlich bereitstehen.

Haben Sie auch Interesse an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Dann melden Sie sich bitte bei uns.

Von jedem Ortsteil fährt übrigens mehrmals am Tag ein Anrufsammeltaxi in die Kerngemeinde und wieder zurück. Von dort aus gelangt man seit kurzer Zeit im Stundentakt in die Städte Bad Wildungen und Borken.

Barrierefreies Wohnen

Der Bedarf nach barrierefreien Wohnungen steigt beständig an.

Wir haben einen seriösen Investor gefunden, der am Kurparks an der Hardtstraße einen Gebäudekomplex mit ca. 40 Wohneinheiten bauen wird. Aufgrund der komplexen Bauleitplanung und des langen Genehmigungsverfahren ist mit einem Baubeginn erst im nächsten Jahr zu rechnen.

Bauplätze

Die Nachfrage nach Bauplätzen in Bad Zwesten ist groß. Wir haben kaum noch Bauland.

Unsere Gemeinde wird als sehr attraktiv wahrgenommen.

Neue Einwohner bringen Kaufkraft und auch neue Impulse.

Wir benötigen daher Flächen für neue Einfamilienhäuser und für Gebäude mit Mietwohnungen.

Wir werden über einen privaten Investor Bauplätze oberhalb der Straße „Über der Siege“ erschließen und vermarkten lassen. Damit wird das Investitions-Risiko komplett von der Gemeinde an den Investor übertragen.

Glasfaseranschlüsse

Vor zwei Jahren wurden die Ortsteile mit schnellerem Internet versorgt.

Die Anforderungen an die Technik steigen über die Jahre. Wir müssen hier weiter voranschreiten.

Junge Familien fragen als erstes nach der Geschwindigkeit von Internet bevor sie sich niederlassen.

Ein Ausbau der Gemeinde mit sehr schnellem Internet – Glasfaseranschlüsse bis ins Haus- würde ca. 10. Mio. Euro kosten.

Auch für das Projekt haben wir einen erfahrenen privaten Investor gefunden., der es auf eigenes Risiko umsetzen würde. Wenn ausreichend Interesse bei Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern besteht, wird dieses Jahr eine zukunftsweisende Konzeption für den Ausbau erstellt.  Bis Ende nächstes Jahr könnten die Gebäude in Bad Zwesten an die Glasfaserkabel angeschlossen werden.

Bisher verfügen nur rund 6 % der Haushalte in Deutschland über einen Glasfaseranschluss.

Mit dem neuen Projekt würden wir uns in die Spitzengruppe begeben und als Wohnstandort noch attraktiver werden.

 

Brandschutz

Noch nie waren so viele ehrenamtliche Kräfte bei der FW aktiv wie zurzeit.

Das macht mich stolz. Ich danke unseren Feuerwehrkräften für ihre überaus wichtige Arbeit.

Eine gut ausgestattete Feuerwehr sorgt für die Sicherheit ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Wir konnten die Sicherheit im letzten Jahr durch einen neuen Einsatzleitwagen (im Fahrzeug sitzt eine taktische Einheit, die Einsätze führt und koordiniert) verbessern.

In diesem Jahr bekommen wir ein Löschfahrzeug für den Katastrophenschutz hinzu. Waldbrände und Hochwassersituationen können damit sehr gut abgearbeitet werden.

 

Vereinsarbeit

Die Vereinsarbeit ist für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft von immenser Bedeutung.

Die Arbeit der ehrenamtlichen Kräfte ist unbezahlbar und sehr wertvoll.

Für mich sind die ehrenamtlich tätigen Menschen die wahren Helden unserer Gesellschaft.

Ich bin jedem einzelnen für seinen Dienst und die Zeit, die er der Gesellschaft schenkt, sehr dankbar.

Wegen Corona ist bei dem ein oder anderen Verein das Vereinsleben eine zeitlang zum Erliegen gekommen. Bei der demnächst anstehenden Aufbauarbeit wünsche ich den Verantwortlichen eine gute Hand.

Um Vereine besser zu unterstützen und die Vereine zu vernetzen werden wir eine halbe Kraft im Herbst eistellen. Die Stelle ist dank der großzügigen Unterstützung vom Land und vom Kreis zu 100 % finanziert. Wenn möglich und je nach Eignung soll die neue Kraft auch ein paar Stunden Jugendarbeit leisten.

 

Umwelt-und Gewässerschutz

Wir wollen unsere Gewässer in einen guten ökologischen Zustand bringen.

An der Mündung der Urff in die Schwalm haben wir mit einer ersten Umgestaltung begonnen.

Der Bach soll sich natürlich entwickeln können, seine Geschwindigkeit soll an der Stelle reduziert werden.

Weitere Maßnahmen an der Urff, der Schwalm und am Wälzebach werden folgen.

Der Wälzebach ist auf unseren Antrag vom Land Hessen ausgewählt worden, um ihn modellhaft zu naturieren.

Wir überlegen weiterhin, ob wir die Zugänglichkeit an die Fließgewässer an wenigen ausgewählten Stellen verbessern. So könnte ein Natur-Kneippbecken errichtet werden oder eine Naturbadestelle, wie es sie früher an der Schwalm mal gab.

Wir wollen auch die Artenvielfalt in der Feldflur verbessern.

Dazu haben wir mit dem Land Hessen ein Biodiversitätsprojekt gestartet.

Ziel war und ist es, die Population der Rebhühner und weiterer Vögel zu verbessern.

Dazu ist eine Kooperation aus Landwirten, Jägern, Naturschützern und der Gemeinde gebildet worden. Im Land Hessen gibt es mehrere dieser Modell-Projekte, um die Artenvielfalt zu verbessern.

Unser Projekt ist dank des Engagements der Beteiligten am erfolgreichsten: Die Population hat sich in nur drei Jahren etwa verachtfacht!

 

Schwimmbad

Die Sanierung vom Schwimmbad schreitet gut voran.

Wir gehen davon aus, dass wir im Spätherbst wieder öffnen können.

Es wird sich dann frisch und modern seinen Besuchern präsentieren.

Durch den Bauboom ist leider eine Verzögerung eingetreten. Auf mehrere Ausschreibungen hatten sich keine Firmen beworben. Daher musste aus formellen Gründen erneut ausgeschrieben werden. Jede erneute Ausschreibung führt zu einer Verzögerung von ein bis zwei Monaten.

Auch sind inzwischen die Baupreise rapide gestiegen. Daher werden wir den Kostenrahmen nicht ganz einhalten können. Wir arbeiten aber hart daran, damit wir die Kosten noch im Rahmen halten.

 

Tourismus

Mit unseren Nachbarkommunen wollen wir einen Quantensprung beim Thema Wandern machen.

Wir wollen mit höchster Qualität mehr Gäste ansprechen. Dazu lassen wir die gesamte Kellerwaldregion als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ zertifizieren.

Bisher haben nur 5 Regionen in Deutschland die Kriterien für das Gütesiegel erfüllt. Dazu müssen die Tourist-Informationen, die Gastgeber und auch die Wanderwege von besondere Qualität sein.

Ein einheitliches Beschilderungssystem dazu wird gerade umgesetzt.

Mit dem Qualitätssiegel ist eine deutliche Steigerung der Bekanntheit der Region und damit auch von Bad Zwesten verbunden. Davon können wir immens profitieren.

 

Kläranlage

In diesem Jahr soll die Kläranlage saniert werden.

Der Beton stammt teilweise aus den 70er Jahren, er muss erneuert werden.

Die ältesten technischen Komponenten stammen aus den 80er Jahren. Sie können die stets erhöhten Grenzwerte nicht dauerhaft gewährleisten. Insbesondere haben wir ein Problem, die Stickstoffwerte einzuhalten. Auf Dauer ist es aus ökologischen Gründen nicht hinnehmbar, dass wir den Wälzebach mit einer hohen Nitrat-Schmutzfracht belasten.

Aufgrund der gestiegenen Anforderungen und des Alters der Anlage ist eine Sanierung unumgänglich.

Aktuell prüfen wir, ob wir eine Förderung erhalten können, um unseren Haushalt zu schonen.

Danach beginnt die Ausschreibung des Millionenprojekts.

 

Wasserversorgung

Nachdem zuletzt in mehreren Ortseilen die Hochbehälter instandgesetzt wurden, müssen wir jetzt das Leitungsnetzt in der Kerngemeinde neu justieren. Statt mehrere alte Hochbehälter aus den 50er Jahren zu sanieren, hatte es sich wirtschaftlicher herausgestellt, einen großen neuen Hochbehälter zu bauen. Aktuell wird die dazugehörige Wasserleitung saniert und den neuen Druckverhältnissen angepasst.

Wir vermindern damit den Wasserverlust und stellen die Wasserversorgung und die Qualität auf sichere Füße.

 

Finanzen

Nach wie vor gehören wir zu den drei Kommunen im Kreis mit den niedrigsten Einnahmen pro Einwohner.

Es ist jedes Jahr eine große Herausforderung mit den gegebenen Mitteln die uns obliegenden Aufgaben gut zu erfüllen und den steigenden Erwartungen nachzukommen.

Die Energiepreise steigen aktuell, sodass die Bürgerinnen und Bürger immer mehr belastet werden.

Wir werden in diesem Jahr die Grundsteuer auch in der für uns schwierigen Finanzlage nicht erhöhen.

Die Abwsser- und die Wassergebühren haben wir für dieses Jahr gesenkt.

 

Kommunale Arbeitsbereiche:

Wir freuen uns über unsere engagierten Beschäftigten, die sich mit viel Engagement einbringen.

So hat die Kita vier hochwertige Qualitätssiegel erreicht. Das dürfte einzigartig im Landkreis sein und spricht für eine spürbare Qualität.

An der Entwicklung im Kurpark lässt sich sichtbar ablesen, wie tatkräftig die Kolleginnen und Kollegen arbeiten. Er hat ein neues Gesicht und eine klare Struktur bekommen.

Das kleine Team im Rathaus ist noch recht jung, aber schon gut als Team zusammengewachsen.

Mehre Ausfälle wurden gut kompensiert. Die angefallenen Rückstände werden wir motiviert aufarbeiten. Ich hoffe, dass die Politik für die unverschuldete Situation Verständnis aufbringt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Rücken stärkt.

 

Kommunikation

Sie als Bürgerinnen und Bürger sind uns sehr wichtig.

Die Kommunikation mit Ihnen ist für uns sehr hilfreich, unsere Dienstleistungen stets zu verbessern.

Bereits jetzt haben wir eine 24-Stunden-Hotline für den Bauhof, um jederzeit für gravierende Notfälle ansprechbar zu sein. Wir haben als eine der wenigen Kommunen eine Beschwerde-whatsapp eingeführt, die rege genutzt wird und uns wertvolle Hinweise gibt.

Wir informieren über die Homepage, das Mitteilungsblatt, über Instagram und über Facebook.

In den letzten zwei Jahren hat sich allerdings der Ton vor allem im Medium Facebook verschärft. Aber auch die Kommunikation eines kleinen Teils unserer Mitbürger mit Mitarbeitern der Anlagenpflege war nicht durchgängig sachlich. So wurden uns Nazimethoden attestiert, es gab mehrere persönliche Beleidigungen und Verunglimpfungen, zuletzt vor allem in den sozialen Netzwerken.  Bei allem Verständnis für schwierige Schicksale oder persönliche Umstände, aber das geht nicht!

Mein Vater hat mir als Kind immer wieder einen Satz verdeutlicht: „Wir müssen nicht jeden mögen, aber wir sollten jeden Menschen respektvoll behandeln.“  Das ist der Maßstab unseres Handelns als Mitarbeiter der Gemeinde. So erwarte ich den gegenseitigen Umgang.

 

Wir wollen den Prozess der Modernisierung weiterführen.

Wir möchten in einem geförderten Modellprojekt vom Land Hessen möglichst alle unsere Dienstleistungen digitalisieren. Das beschleunigt Prozesse und Sie als Bürger können dann ihre Anträge oder Anliegen zu jeder Zeit bequem von zu Hause oder von der Arbeit aus an uns übermitteln.

Aber bereits jetzt gilt: Bad Zwesten ist eine kleine Gemeinde, da sind die Wege kurz und die Entscheidungen können schnell gefasst werden. Nutzen Sie die Möglichkeiten.

 

Festivitäten

Gerade jetzt wird es besonders spürbar: Unsere Sehnsucht nach Unbeschwertheit, nach Gemeinschaft. Die Pandemie stellt uns vor eine harte Probe.

Es gibt aber auch Lichtblicke. Ich möchte auf zwei schöne Jubiläen verweisen.

In diesem Jahr wird der FC RW Bad Zwesten sein 100-jähriges Jubiläum und die Gemeinde wird – so es möglich ist- ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

Die 1200-Jahrfeier hat mir gezeigt, zu was wir in Bad Zwesten gemeinsam in der Lage sind, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können.

An diesen starken Gemeinschaftssinn sollten wieder anknüpfen.

Nur gemeinsam sind wir stark!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2022 und viel Gesundheit.

Ihr Bürgermeister

Michael Köhler