Keine Verwendung von kompostierbaren Bioabfallbeuteln


Warum wollen wir sie nicht? 


Zunächst sollte man sich fragen, was man auf den Feldern und im Essen haben möchte. Eigentlich nicht irgendwelche Beutel, die sich irgendwann einmal zersetzen. 
 
 
Biomüllbeutel ist nicht gleich Biomüllbeutel
 
Es gibt sie mittlerweile in allen großen Supermarktketten zu kaufen: Biomüllbeutel. Sie sind oft grün eingefärbt und suggerieren, besonders nachhaltig zu sein. Aufgedruckt ist zudem meist die Aufschrift “kompostierbar”. 
 
Doch Vorsicht: Nur weil “Bio” draufsteht, heißt das noch nicht, dass jeder Biomüllbeutel die gewünschten Eigenschaften mitbringt. 

  • Steht auf der Tüte „biologisch abbaubar“, so bezieht sich das nur auf die Abbaubarkeit und nicht auf die Herkunft der Rohstoffe.
  • Steht dort „Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen“ oder Ähnliches, so ist die Tüte auch biobasiert.

Selbst dann ist allerdings nicht sichergestellt, dass die Tüte aus 100 Prozent nachwachsenden Rohstoffen besteht, es kann auch ein kleiner Teil an erdölbasierten Polymeren beigemischt sein, um zum Beispiel die Reißfestigkeit des Müllbeutels zu erhöhen.
 


Biobeutel sind keine Lösung für unser Plastikmüllproblem
 
Fest steht: Plastikmüll sollte vermieden werden – und das fängt schon bei den Müllbeuteln an. Da klingen kompostierbare Biobeutel erstmal nach einer guten Alternative: Sie zersetzen sich von alleine, müssen also auch gar nicht mehr recycelt werden, so die Hypothese. Daran gibt es allerdings nicht nur einen, sondern gleich drei Haken: 

Haken 1: Biomüllbeutel zersetzen sich nur unter bestimmten Bedingungen
Kompostierbare Plastiktüten sollten nicht in die Umwelt gelangen. Kompostierbar bedeutet, dass sich die Tüte unter bestimmten Bedingungen in Kompostierungsanlagen innerhalb von drei Monaten weitgehend mithilfe von Mikroorganismen zersetzt.  Die gleichen Bedingungen finden sich nicht oder kaum in der Natur. Hier braucht der Biomüllbeutel mitunter Monate oder sogar Jahre, um sich zu zersetzen. 
Das Problem: Meist sind die Kompostieranlagen vieler Gemeinden nicht ausreichend technisch ausgestattet, um die Biomüllbeutel schnell zu zersetzen. Hinzu kommt, dass die eingesetzte Sortiertechnik meist nicht zwischen abbaubaren und konventionellen Kunststofftüten unterscheiden kann. Das führt dazu, dass die Biobeutel am Ende auch in Kompostieranlagen größtenteils gemeinsam mit anderen Störstoffen abgetrennt und als Restmüll entsorgt und verbrannt werden.

Haken 2: Nach der Kompostierung bleibt wenig Brauchbares übrig, mitunter toxische Stoffe
Hersteller von Biomüllbeuteln haben inzwischen reagiert und Material mit kürzerer Abbauzeit entwickelt. Auch Kompostieranlagen bemühen sich bereits umzustellen. Doch selbst wenn die Zersetzung von Biomüllbeuteln in den Prozess von Kompostieranlagen flächendeckend integriert wird: Am Ende entsteht beim Abbau der Tüten hauptsächlich CO2 und Wasser.  Deshalb schneide die energetische Verwertung – also das Verbrennen der Biomülltüten, um Energie zu gewinnen – in der Ökobilanz sogar besser ab, als wenn die Biomüllbeutel kompostiert würden. Traurig, aber wahr.

Haken 3: Auch Plastik auf Pflanzenbasis ist nicht wirklich nachhaltig
Biomüllbeutel sind in den meisten Fällen biobasiert, sie bestehen also ganz oder zumindest zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen. Werden sie verbrannt oder kompostiert, werden also überwiegend nur die CO2-Mengen frei, die Pflanzen zuvor aus der Atmosphäre entnommen und eingebaut haben. Bei erdölbasierten Kunststoffen ist das anders: Hier wird jeweils das in den fossilen Rohstoffen gespeicherte CO2 frei, welches das Klima zusätzlich belastet.
Könnte das also ein Pluspunkt für die Nachhaltigkeit von Biomüllbeuteln sein? Leider ist die Rechnung nicht so einfach:  Durch die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Kunststoffen werden mehr Waldflächen gerodet und zu Ackerland umgebaut – und durch diese Rodungen werden wiederum enorme Mengen an Kohlendioxid frei. Steigt die Nachfrage an Biokunststoffen, so könnte der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen zunächst sogar steigen. Es handele sich dabei zwar nur um einen einmaligen Effekt. Dennoch dauert es Jahrzehnte, bis dieser durch die erzielten Einsparungen wettgemacht wird.
 

Papierbeutel: 
Papierbeutel werden meist aus Frischfasern und nicht aus recyceltem Papier hergestellt, um die Reißfestigkeit zu erhöhen. Auch hier sind also immer wieder neue Ressourcen nötig. Papiertüten sind aber immerhin die einzigen, die in den Biomüll dürfen.

Deshalb gilt: Am besten keinen Beutel für den Biomüll benutzen. Das hat auch schon bei den Generationen vor uns geklappt. Sie haben einfach Zeitungspapier zerknüllt und in die Behälter gelegt (zum Boden bedecken). Das saugt die Feuchtigkeit auf und verhindert, dass der Müll beim Ausschütten am Boden kleben bleibt – und es funktioniert auch heute noch.