Gedenken zum Anlass der Reichspogromnacht


Die Gemeinde Bad Zwesten veranstaltete gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde sowie der Freien-Evangelischen Gemeinde und dem Heimat- und Geschichtsverein Bad Zwesten eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Es nahmen über 60 Mitbürgerinnen und Mitbürger daran teil.

 

Bürgermeister Köhler stellte in seiner Ansprache den rechtsextremen Hintergrund bei dem Anschlag auf die Synagoge in Halle heraus, was der Gedenkveranstaltung eine Aktualität verlieh. Köhler betonte: „Dieser Anschlag ist ein Sinnbild für eine fatale Entwicklung in unserem Land. Der Judenhass ist real und er ist brandgefährlich und tödlich“, so der Bürgermeister.

 

Köhler wies darauf hin, dass jedes Jahr mehr antisemitische Straftaten registriert würden. Er kritisierte den unzureichenden Schutz der jüdischen Einrichtungen in unserem Land. Bürgermeister Köhler forderte: „Es ist die Zeit gekommen, jetzt energisch zu handeln“. Er forderte auf, dass jeder einzelne sich dafür einsetzen möge, den aufkeimenden Hass auf Juden oder andere Minderheiten wirksam zurückzudrängen.

Anschließend sprach die Stellvertretende Vorsitzende der Gemeindevertretung Bettina Riemenschneider-Wickert. Sie wies darauf hin, dass am 09.11. vor 81 Jahren Mitglieder der SA und der NSDAP den weltweit größten Völkermord in Gang gesetzt hatten. In den Nächten um den 9. November wurden 7.500 Geschäfte von jüdischen Menschn und 1.200 Synagogen und Gebetshäuser zerstört. 91 Menschen starben und ca. 30.000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt. Furchtbar! Dieses rassistische Verbrechen darf nicht in Vergessenheit geraten“, betonte Riemenschneider-Wickert.

 

Als sie in den 2000er Jahren beim Projekt „Die Welle“ unter der Regie und Mitwirkung des ehemaligen Pfarrers Ralf Gebauer teilgenommen habe, hätte sie nicht glauben wollen, dass so etwas noch einmal passieren könne. Sie forderte die Bürgerinnen und Bürger auf: „Lassen Sie nicht zu, dass der Hass sich ausbreitet! Lassen Sie nicht zu, dass Minderheiten verfolgt oder diskriminiert werden“.

 

Die Stellvertretende Gemeindevertretervorsitzende wies darauf hin, dass am 09.11. auch Positives im Land passiert sei. Am 09.11.1918 hat Philipp Scheidemann die Deutsche Republik ausgerufen. Am 09.11.1989 war der Fall der Mauer und der Beginn der Wiedervereinigung von Deutschland.

 

Frau Riemenschneider-Wickert schloss ihre Rede mit den Worten „Lassen Sie uns aller Opfer, die ihr Leben lassen mussten, weil sie Opfer von Hass und Terror wurden, gedenken, auch an unseren ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Lübcke.

 

Den beiden Ansprachen erfolgte ein stilles Gedenken. Beinahe alle Teilnehmer der Gedenkveranstaltung folgten Pfarrerin Dorothea Wecker in die Kirche. Bei besinnlichen Worten und einem Gebet zündeten die Teilnehmer Kerzen für den Frieden an. Einige Teilnehmer artikulierten dabei ihre Gedanken zum Gedenktag, andere äußerten Friedenswünsche.