Kirche

Kirche

Die auf einem Hügel gelegene Kirche wurde erstmals 1085 als "mater ecclesia zu Urpha" (Mutterkirche von Urff) erwähnt. Sie wird als eine der ältesten Kirchen Hessens eingestuft.

Sie ist eine althessische Taufkirche aus der Zeit der Merowinger bzw. Karolinger, worauf ein mit einem Fischgrätenmuster versehener Stein im Eingangsbereich hinweist.

Der Kirche kam eine besondere Bedeutung bei der Verwaltung und Gestaltung des religiösen Lebens in der Region zu und sie musste vermutlich im 8. Jahrhundert missionarische Aufgaben übernehmen.

Umgeben von einem großen Wehrkirchhof, passte sich der Komplex gut in das Verteidigungssystem der nahegelegenen Burg ein.

Die aus dem 15. Jahrhundert stammende Wehrmauer ist stellenweise bis zu fünf Meter hoch und mit Schießscharten und Wehrgängen versehen.

Das jetzige Kirchengebäude wurde um 1500 errichtet und 1527 evangelisch.

 Wie die Vorgängerkirchen ausgesehen haben, ist nicht bekannt. Ursprünglich wird die erste Kirche zur Zeit des Bonifatius in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts aus Holz errichtet worden sein, später wich diese vermutlich einem Steinbau. Um das Gedächtnis an einen älteren Kirchenbau wach zu halten, wurden beim Neubau im 15. Jahrhundert an mehreren Stellen alte Stücke in das Mauerwerk eingebaut. Der ehemalige Kircheingang an der Nordseite trägt noch einen romanischen Türsturz mit einem flachen Kreuzrelief in Giebelform. Neben diesem Nordportal befindet sich eine unvollkommene Totenleuchte und ein Wandtabernakel, die beide aus dem 15. Jahrhundert stammen.

An der Südostseite kann man, neben einem weiteren Eingang, eine bemerkenswerte eingemauerte Sonnenuhr, die aus dem 12. bzw. dem frühen 13. Jahrhundert stammt. Die Inschrift lautet: „DHIDERIC MISer FECIT", was sich mit „Der elende, sündige Diderich hat mich hergestellt" übersetzen lässt. Diese Sonnenuhr ist von einem Diderich gestiftet worden, der sich als „elendig", als „sündig" bezeichnet. An romanischen Kirchen hat es immer solche Sonnenuhren gegeben, aber selten wurde der Name des Stifters mit in den Stein eingehauen. Gleich daneben befinden sich zwei Steinmetzzeichen auf Eckquadern, die aus derselben Zeit zu stammen scheinen.

In ziemlicher Höhe an der Westseite des Turms sieht man ein spätgotisches Fenster mit einem achteckigen Stern, vermutlich dem der Grafen von Waldeck. Auf dem barocken Dach des quadratischen Westturms befindet sich eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1797.

Mehrere Renovierungen fanden im 17. und 18. Jahrhundert statt. Eine große Umgestaltung erfolgte 1909. Die vorläufig letzten baulichen Maßnahmen wurden vor wenigen Jahren vorgenommen.

Das Kircheninnere ist, wie in evangelisch-reformierten Gotteshäusern üblich, schmucklos und bescheiden. Lediglich der Bibelspruch „Ehre sei Gott in der Höhe" über dem Altar bringt ein wenig Abwechslung. Das Kirchschiff ist von drei Seiten von einer Empore umgeben, die, einer Inschrift zufolge, im Jahr 1686 errichtet wurde. Vor dem Chor und dem Altar befinden sich rechts die Patro­natsstände, die Sitzgelegenheiten der Patronatsfamilie von Urff und die der Familie von Löwenstein. In den Wänden des Chorraums sind in die Mauer zwei Weihbrotschränkchen eingelassen.

Etwas Schmuck bringen zwei prächtige Grabsteine. Der eine ist ein Epitaph aus der Renaissance, er befindet sich an der Wand der Südostseite im Innern der Kirche im Patronatsstand der Familie von Urff. Dargestellt ist eine vor dem Gekreuzigten kniende Frau mit dickem Bauch sowie ein Kind, das wie ein Erwachsener gekleidet ist. Beide Personen tragen Kleidung im Stil der Renaissance. Auch ist ein Totenschädel unterhalb des Kruzifix zu sehen. Daneben eine Sanduhr, beides als Zeichen der Vergänglichkeit. In den Stein wurde außerdem eine von den Umrissen her mächtige Kirche eingemeißelt.

Bei der Frau handelt sich, worauf die Inschrift hinweist, um die am 1. November 1585 verstorbene Edelfrau Margarete von Urff, die im Kindbett verstarb. Ihr Sohn Christoph muss bei der Geburt oder kurz danach ebenfalls sein Leben gelassen haben. Die Wappen stammen von den Schwiegereltern der Verstorbenen, den Familien Behm und Kralach, beide nicht-hessische Adelige.

Ein zweites interessantes Epitaph aus dem späten 17. Jahrhundert finden man neben dem Haupteingang. Es handelt sich um den Stein, den die „wohlgeborene" Frau Margarete Christina von Donep, geborene von Urff, für ihren verstorbenen Gatten nach zehnwöchiger Ehe 1685 stiftete. Die Stifterin, die am 1. März 1663 geborene Margarete von Urff, wurde bereits mit zweiundzwanzig Jahren Witwe und verstarb im Jahr 1693 dreißigjährig. Geschmückt wird der Stein durch einen Spruch aus Jesaja 35, durch sechs Wappen, unter anderem dem der Familie von Urff, sowie von zwei frühbarocken nackten Knaben. Diese flügellosen Putten halten exotisch anmutende Zweige mit Früchten in den Händen.

Um 1800 erfolgte der Abriss des Torturms und des Torwärterhäuschens an der Ostseite der Wehrmauer. Die alte Bezeichnung „Zwischen den Toren“ weist heute noch hierauf hin.

Um 1886 wurde die heutige Orgel eingebaut.

Bereits 1472 wird die Michaelisglocke mit acht Männerköpfen erwähnt, die jedoch 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert werden musste. In 1965 wurde eine neue Glocke und ein Läutewerk angeschafft.