Vorfall auf dem Campingplatz


Vor wenigen Tagen ereignete sich auf dem vom Campingclub Kassel betriebenen Campingplatz ein unsäglicher Vorgang. Eine Sinti-Familie, die gerade im Begriff war, ihr Vorzelt aufzubauen, wurde des Platzes verwiesen. Durch einen Vertreter des Campingvereins wurde ihnen mitgeteilt, dass der Verein beschlossen habe, keine Sinti- und Roma-Gruppen aufzunehmen.

 

Der Vorgang wurde an den Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen, weitergeleitet. Dessen Vorsitzender Adam Strauß hat sich daher an die Presse gewandt und den Vorgang als rassistisch und diskriminierend bezeichnet. Er beklagte, dass die über Jahrhunderte andauernde Diskriminierung der Volksgruppe der Sinti und Roma sich nach wie vor in der aktuellen Zeit fortsetze. Eine Kopie der Pressemitteilung ging auch an die Gemeinde Bad Zwesten.

 

Bürgermeister Köhler hatte sich der Sache angenommen. Er nahm Kontakt mit verschiedenen Vorstandsmitgliedern des Campingclubs auf, so auch mit dem im Urlaub befindlichen Vorsitzenden. Bürgermeister Michael Köhler betonte: „In unserer Gemeinde ist kein Platz für Rassismus! Wenn sich einzelne danebenbenehmen, muss man das auch einzeln sanktionieren“. Im Gespräch wurde die klare Erwartungshaltung der Gemeinde formuliert, dass der Verein den Beschluss aufheben möge und sich sowohl bei der Familie als auch beim Zentralrat der Sinti und Roma entschuldigen möge.

 

Das ist zwischenzeitlich erfolgt. Die betroffene Familie und der Zentralrat hat die Entschuldigung angenommen. Der Vorsitzende des Zentralrats hält die Sache nunmehr für erledigt. Der Meinung schließt sich Bürgermeister Köhler an. Herr Strauß meinte, wenn sich jemand aufrichtig entschuldige, dürfe man mit der Kritik dann auch nicht übertreiben, sonst würde man über das Ziel hinausschießen. „Mit der aufrichtigen Entschuldigung und der Revision des diskriminierenden Beschlusses hat der Verein die richtige Entscheidung getroffen. Wer sich entschuldigt und zu Fehlern steht, der zeigt Stärke,“ betont Bürgermeister Michael Köhler.

 

Vorfall muss aufgearbeitet werden

Das Image der Gemeinde hat allerdings durch die bundesweite Pressebericht-erstattung gelitten und er ist sehr gravierend. Daher möchte Bürgermeister Köhler eine Positionierung der Gemeindevertretung für Weltoffenheit und Toleranz und gegen Diskriminierung erreichen. Es ist angestrebt, einen entsprechenden Beschluss zu fassen.

 

Weiterhin wird gemeinsam mit den Fachkräften des Landkreises überlegt, wie eine geeignete Veranstaltung für Vielfalt und gegen Ausgrenzung in Bad Zwesten organisiert werden kann, um ein Zeichen zu setzen.

Bürgermeister Köhler hat den Zentralrat gebeten, die Sonderausstellung über die Verfolgung der Sinti und Roma auch in Bad Zwesten auszustellen. Dadurch kann im Bereich der Diskriminierung von Minderheiten eine professionelle Aufklärungsarbeit geleistet werden, bei der auch die Schulen mit einbezogen werden können.

 

Ein Gespräch mit dem Vorstand des Campingplatzes soll ebenfalls erfolgen, um den Vorfall aufzuarbeiten. Dem Landrat Winfried Becker ist das Anliegen so wichtig, dass er auch persönlich daran teilnehmen möchte.

 

Sicherlich ist der Campingclub mit seinem Beschluss über das Ziel hinausgeschossen. Dieser Beschluss ist ohne Zweifel diskriminierend und rassistisch. Jedoch beweist jemand, der zu seinen Fehlern steht und sich entschuldigt, Stärke. Daher sind wir gut beraten, diesen Vorgang nicht zu einer dauerhaften Kritik gegen die Verantwortlichen des Campingclubs zu machen oder sie gar als radikal gesinnte Menschen zu stigmatisieren. Wir alle machen Fehler und müssen dann dafür die Verantwortung tragen. Das ist hier nach insbesondere auch nach Meinung der Betroffenen ausreichend erfolgt.

Dennoch muss der Vorgang sorgfältig aufgearbeitet werden.